Gravierende Auswirkungen auf Insekten

Mit den heutigen Veröffentlichungen dreier Risikobewertungen zu Neonicotinoiden seitens der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sollten die letzten Zweifel endgültig aus dem Weg geräumt sein: Neonicotinoide sind enorm schädliche Wirkstoffe, breiten sich in vielen Umweltmedien aus und gefährdet Insekten auf einer Vielzahl an Kulturen. Wie die Bewertungen nun bestätigen, nehmen Insekten die systemisch wirkenden Gifte sowohl über austretende Pflanzensäfte und die bei der Saatgutbeizung entstehenden Stäube auf, als auch über den Pollen und den Nektar. Darüber hinaus reichern sich Neonicotinoide im Boden an und gelangen in Oberflächengewässer. Zu dieser Einschätzung gelangte die EFSA auf der Grundlage von über 1.500 gesichteten Studien und der Analyse von fast 600 Bewertungsmethoden.

Die EFSA bestätigt auch schädigende Auswirkungen von Neonicotinoiden auf Hummeln, wie hier der Ackerhummel (Foto: NABU / H. May)

Besonders problematisch sind die Wirkstoffe auch wegen ihrer Dauerhaftigkeit: einmal ausgebracht, sind sie über viele Jahre im Boden nachweisbar und werden damit auch von anderen Pflanzen wie Ackerwildkräutern aufgenommen. Damit ist für eine Vielzahl von Insektenarten vor den Neonicotinoiden kein entrinnen mehr. Nun liegt es schwarz auf weiß vor, dass Neonicotinoide nicht nur Acker-Schädlinge wie Blattläuse oder Miniermotten töten, sondern auch eine Vielzahl weiterer Insekten – neben den Honigbienen ebenso andere Nützlinge wie Solitär-Bienen oder Hummeln. Es ist offensichtlich, dass Neonicotinoide zum Insektenrückgang beitragen und schleunigst EU-weit vom Markt genommen werden müssen – sowohl im Freiland als auch in Gewächshäusern.

Da voraussichtlich am 22. März die EU-Mitgliedstaaten über das Verbot abstimmen werden, sollte die designierte Bundesagrarministerin Klöckner – sodenn sie bis dahin bereits im Amt bestätigt wurde –  für ein Verbot stimmen. Die neue Bundesregierung hat sich den Schutz von Insekten im Koalitionsvertrag auf die Fahne geschrieben, im März wird die Gelegenheit dazu sein, die Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen. Darüber ist zu betonen, dass neben den drei zur Debatte stehenden Wirkstoffen noch weitere in der EU zugelassen sind oder deren Neu-Zulassung geprüft wird, die einem ähnlichen Wirkmechanismus zugrunde liegen: Acetamiprid,  Thiacloprid, Sulfoxaflor, Cyantraniliprol und Flupyradifuron. Deshalb sollten sämtliche Neonicotinoide und ähnlich wirkende Stoffe ausnahmslos verboten werden, um die ohnehin schon massiv beeinträchtigte Insektenwelt vor weiteren Gefahren zu bewahren.

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass durch das Moratorium die eingesetzte Gesamtmenge nur unmerklich reduziert wurde – Teilverbote nutzen den Insekten also überhaupt nichts. Allein in Deutschland wurden in den Jahren 2013-2016 durchschnittlich rund 200 Tonnen Neonicotinoide ausgebracht – zwischen den Jahren 2008-2012 waren es noch etwa 285 Tonnen.

Die EFSA-Reviews stimmen auch mit weiteren einschlägigen Forschungsergebnisse überein:

Wood & Goulson (2017): The environmental risks of neonicotinoid pesticides: a review of the evidence post 2013.

Till-David Schade
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3 Kommentare

Marion Schöne

03.03.2018, 09:12

Neonicotinoide tragen zum Insektenrückgang bei und müssen schleunigst EU-weit vom Markt genommen werden müssen – sowohl im Freiland als auch in Gewächshäusern. Erst sollen die Erträge gesteigert werden, daran sterben die Bienen. Ohne Bienen, Hummeln und Erdbienen keine Erträge. Ohne Erträge kein Obst und Gemüse. Ohne Obst und Gemüse, kein Essen. Darum lieber kein Gift, vielleicht weniger Erträge aber dafür Erträge und Essen. Ich DACHTE IMMER GIFTE MÜSSEN ERST MAL GETESTET WERDEN; BEVOR SIE EINGESETZT WERDEN AUF IHRE SCHÄDLICHKEIT UND VERTRÄGLICHKEIT, DER UMWELT GEGENÜBER!!!! Wer ist denn für die Zulassung solcher Gifte verantwortlich? Welcher Politiker möchte das mit seinem Gewissen vereinbaren, dass wir keine Früchte und kein Gemüse mehr haben???

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rena bachmann

16.05.2018, 16:54

Ich habe heute - 16.Mai - mehr durch zufall von der bienenaktion zusammen mit einem penny-markt in hannover erfahren. so weit ich daraus schließen konnte, ist die aktion direkt Herrn Schade und dem eigentümer dieses penny-marktes zu verdanken. viele hätten sich wohl davor gedrückt mitzumachen. deshalb muss ich hier unbedingt meinen dank an die beiden mutigen vordenker aussprechen und tue es an dieser stelle, weil ich sonst keinen anderen kontaktweg gefunden habe. Hut ab!

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Konstantin Kreiser

17.05.2018, 14:34

Liebe Frau Bachmann, vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung, die natürlich weitergegeben wird!

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