100.000 Stimmen für die Natur

www.naturealert.eu am 18.Mai um 21.34 Uhr – Jetzt mitmachen!

Beim Entstehen dieser Zeilen überschreitet der Zähler der „NatureAlert“-Kampagne die magische Marke von 100.000. In weniger als einer Woche haben sich also schon überraschend viele Menschen an der EU-Konsultation zur Zukunft der europäischen Naturschutzgesetze beteiligt und die vorgeschlagenen Antworten der Umweltverbände über die Seite www.naturealert.eu unterstützt. Das ist ein großer Erfolg. Vermutlich haben aber noch viele weitere EU-Bürger sich die Zeit genommen, alle 31 Fragen einzeln auf der Webseite der Kommission zu beantworten.

Eine beeindruckendes erstes Signal also an Jean-Claude Juncker, der bislang der Meinung zu sein scheint, Natur- und Umweltschutz gehöre eher zu den „kleinen Themen“, um die sich die EU nicht zu kümmern brauche. Ob er nun wirklich Löcher in das Rettungsnetz unserer bedrohten Tiere und Pflanzen schneiden, und ob er tatsächlich über 25.000 einzigartige Schutzgebiete kurzfristigen Gewinninteressen opfern will, sollte er sich vielleicht noch einmal überlegen. Sein „Fitness-Check“ hat zumindest bereits sehr viele Menschen zum Schutz der Natur mobilisiert.

Und das ist erst der Anfang. Bis zum 24.7. bleiben noch fast 70 Tage, und meine Hoffnung ist, dass noch viele Hunderttausend Stimmen folgen werden. In einigen großen EU-Ländern beginnt die Nachricht von der EU-Befragung nämlich erst die Runde zu machen. Fast die Hälfte der Teilnehmer kommt bisher aus Großbritannien – was sehr ermutigend ist, angesichts der Attacken der dortigen Regierung auf den europäischen Umweltschutz und die EU insgesamt. Sehr viele auch aus Belgien. Wir Deutsche haben dagegen noch Nachholbedarf, vor allem umgerechnet auf die Bevölkerungszahl. Naturschützer in ganz Europa erwarten sich Hilfe aus dem größten EU-Mitgliedstaat mit seinen großen Naturschutzverbänden. Wir sollten also sehen, wer uns dabei helfen kann, die deutsche Öffentlichkeit aufzuwecken. Ideen sind an dieser Stelle immer willkommen!

Die Untere Havel verbindet mehrere Natura-2000-Gebiete (Foto: Klemens Karkow)

Die Untere Havel verbindet mehrere Natura-2000-Gebiete (Foto: Klemens Karkow)

Im NABU stellen wir diese Woche jedenfalls einen ganz besonderen Naturschatz vor, die Untere Havel, eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Mitteleuropa. Seit Jahren setzen wir uns in einem riesigen Projekt für die Renaturierung dieser einzigartigen Flusslandschaft ein. Dieser Naturschatz steht aber auch stellvertretend für das größte ökologische Netzwerk der Welt: Natura 2000. Das sind über 25.000 Gebiete von EU-weiter Bedeutung, die dank der EU-Naturschutzrichtlinien ausgewiesen wurden. Sie geben Tieren, Pflanzen und Lebensräumen oftmals den letzten Schutz in einem dicht besiedelten und intensiv bewirtschafteten Kontinent. Sie bieten Menschen Erholung und lebenswichtige, kostenlose Dienstleistungen, wie sauberes Wasser, gereinigte Luft, bestäubende Insekten, Hochwasserschutz und die Speicherung von große Mengen von Treibhausgasen, die sonst das Klima belasten würden.

Die EU-Kommission selbst hat den volkswirtschaftlichen Nutzen von Natura 2000 auf 200-300 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt („Factsheet“ auf Deutsch zum Download). Die Kosten dagegen nur auf 6 Milliarden Euro pro Jahr. Noch Fragen? Ja, Jean-Claude Juncker ist sich anscheinend trotzdem nicht sicher, ob es den (kleinen) Aufwand wert ist, Natura 2000 konsequent umzusetzen. Daher der „Fitness-Check“ mit dem wir es gerade zu tun haben.

Wir werden an dieser Stelle noch oft über Natura 2000 sprechen. Diese Woche soll jedoch gefeiert werden: am 21.Mai ist der EU-weite Natura-2000-Tag. Um das Netzwerk bekannter zu machen und um für seinen Schutz zu werben, haben unsere spanischen Partner im BirdLife-Netzwerk, die Organisation SEO/BirdLife schon im vergangenen Jahr ein einzigartiges Projekt gestartet. Bis zum 21.Mai sollen möglichst viele Menschen ein Foto von sich mit einer Geste für Natura 2000 auf eine website hochladen oder über die sozialen Medien posten. Diese Geste, ein mit den Händen geformter Schmetterling, haben im letzten Jahr bereits tausende Menschen aus ganz Europa gemacht, darunter auch viele Politiker wie der Präsident des Europaparlaments und frisch gebackener Karlspreisträger Martin Schulz. Wir werden ihn und andere beim Wort nehmen, wenn es um die Verteidigung von Natura 2000 gegen die Deregulierungspläne von Herrn Juncker geht.

Doch jetzt gilt: laden auch Sie ihr Foto mit der Schmetterlingsgeste auf diese Webseite hoch: www.natura2000day.eu ! Dieses Jahr wurde für die europaweite Aktion übrigens ein deutsches Natura-2000-Gebiet als Symbol ausgewählt: die Untere Havel.

butterfly collage

Natura-2000-Gesten von Politikern, Naturschützern und anderen aus dem vergangenen Jahr (www.natura2000day.eu)

 

 

4 Kommentare

gerhard Matthiessen

19.05.2015, 11:33

Wir haben uns lange genug an der Natur versündigt und wissen schon das das nicht so weiter gehen kann. Die Politik ist gefordert Gesetze für die Umwelt zu machen und nicht für die Lebensmittelindustrie, Energieunternehmen und Massentourismus !!!!!

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Jutta Philipp

19.05.2015, 11:56

Meine Bitte an alle Politiker, Verantwortliche aus Industrie und letztendlich an uns alle : bevor ein Naturareal zerstört wird, drüber nachdenken ,wie unglaublich schwer es ist und mit hohem finanziellen Aufwand verbunden, diesen Vorgang wieder rückgängig zu machen . Meistens ist das trotz aller Anstrengungen nicht mehr möglich.

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Sigrid Bucher

19.05.2015, 21:27

Ich bin ein großer Fan von Herrn Juncker aber hier kann ich ihm keinerlei Verständnis entgegen bringen. Es kann doch nicht sein das ein einziger Mann über unsere Natur falsch entscheidet nur weil im Frühling die Bäume grün werden.

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Konstantin Kreiser

07.06.2015, 11:01

In wenigen Sekunden sind wir 200.000 !!!

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