Was uns Koboldmakis über den Zustand von tropischen Wäldern verraten

Die Koboldmakis, die wir auf unserer Exkursion versuchen aufzuspüren, leben im Pflanzendickicht der Regenwälder Nord-Sulawesis. Die Spur ihrer arttypischen Gesänge, mit denen sie soziale Beziehungen aufrechterhalten und die Grenzen ihrer Territorien anzeigen, führt uns in der Dämmerung durch ein dichtbewaldetetes Flussufer. Vorbei an einem Unterholz aus Sträuchern und Bäumen, das unterschiedliche Lianen eng umschlungen haben.

Genau diese Art Lebensraum mit einer Vielzahl an Klettermöglichkeiten brauchen die kleinen Primaten. Hier finden sie sichere Schlafhöhlen und zugleich ein reichhaltiges Buffet an Insekten und kleinen Reptilien. An den Stellen, an denen wir kaum durchzukommen vermögen, an denen wir nahezu vor einer Wand aus Geäst und Blättern stehen, fühlen sich die kleinen Jägern mit den großen Augen am wohlsten.

Wir haben sie gefunden! Im Wald ist bereits die Dämmerung eingebrochen und im Scheinwerferlicht unserer Taschenlampe erblicken wir zwei orangene Kulleraugen, dann den Rest des unauffällig gefärbten Körpers. Der Tarsier kriecht gerade aus seinem Schlafplatz in einem Bambusdickicht, springt mit einem Satz auf einen nahegelegenen Ast und weiter auf eine Liane, die er mit seinen langen, dünnen Fingern umklammert.

Diese erste Beobachtung ist ein gutes Beispiel für einen perfekten Koboldmaki-Lebensraum. Waldgebiete nämlich, seien es Regen-, Berg-, Galerie- oder Mangrovenwälder, die eines gemein haben: Ein ausgeprägtes Pflanzendickicht mit vielen verschiedenen Büschen, Bäumen und Lianen. Einen gesunden, über mehrere Jahre sich selbst überlassenen Wald eben. Dort wo Koboldmakis vorkommen geht es dem Wald gut, könnte eine These lauten. Und das würde die handgroßen Affen zu einer geeigneten Indikatorart für intakte Wälder machen.

Im Verlauf des Projektes, welche die NABU International Naturschutzstiftung mit Unterstützung von Privatspenden auf Sulawesi begonnen hat, wollen wir klären, was die Gefährdung für diese kleinen Primaten und die Wälder, in denen sie leben, ist.

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Andrea Schell

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