Ist die Waldkauz-Wohnung groß genug?

In vielen Kommentaren fragen unsere Waldkauz-Fans, ob die Berliner Käuze in ihrem Kasten wirklich genug Platz für eine ganze Familie haben. Die beruhigende Antwort lautet: Die Waldkäuze kommen mit dem speziellen Nistkasten-Modell des NABU Reinickendorf sehr gut zurecht. Im ganzen Berliner Stadtbezirk hängen derzeit 46 baugleiche Waldkauz-Kästen und in vielen von diesen brüten Jahr für Jahr erfolgreich Waldkäuze.

Nistkasten in Berlin Reinickendorf – Foto: Dieter Blümert

Trotzdem sieht man beim Vergleich unserer beiden Webcam-Nistkästen, dass der Kemptener Kasten eine viel größere Grundfläche hat, nämlich 40 Zentimeter im Durchmesser, während der Kasten in Berlin nur eine Grundfläche von 16 mal 22 Zentimeter hat. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die Kameraperspektive: Die Kemptener Kamera ist aufgrund der geringeren Kastenhöhe (60 cm) und einer längeren Linse (weniger „Weitwinkel“) optisch näher dran als die Berliner Kamera (Kastenhöhe 76 cm). Typische Bauanleitungen für Waldkauz-Kästen empfehlen eine Grundfläche von etwa 25 mal 25 Zentimeter. Diese haben dann aber senkrechte Wände, während der Berliner Kasten eine schräge Vorderwand hat, die das Klettern nach oben sehr erleichtert.

Mit all diesen Unterschieden reflektieren unsere Nistkästen die Natur: Dort müssen die Käuze nehmen, was sie finden können; und Baumhöhlen haben sicherlich auch keine Standardmaße. Es ist schwer zu sagen, ob die Käuze es lieber eng und gemütlich oder weiträumig mögen.

Auf www.NABU.de finden Sie Bauanleitungen für zwei Waldkauz-Nistkästen. Der erste ist ein vergleichsweise kleiner Standardkasten, der zweite das Reinickendorfer Modell. Dieses ist besonders tief und bietet einen Vorbau („Balkon“), den die Käuze normalerweise zum Schlafen und Ruhen nutzen, während die Tiefe Schutz vor Räubern wie dem bereits gefilmten Waschbären bietet.

Die Bodenfläche des Kastens wird eigentlich nur durch das brütende Weibchen und die noch kleinen Jungen genutzt. Das Männchen kommt nur vor der Eiablage gelegentlich hinzu und sitzt sonst auf dem Balkon oder sogar außerhalb des Kastens. Das Männchen am Boden des Kastens haben wir schon live verfolgen können und dürfte im weiteren Verlauf der Brut kaum mehr vorkommen. Später kommen die Jungen selber hoch auf den Balkon. Wie eng es wirklich werden wird am Boden des Berliner Kastens werden wir alle live miterleben können.

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Lars Lachmann
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18 Kommentare

Markus

28.03.2017, 09:48

Liebe Vogelfreunde Eine schöne Seite ist das . Ich habe seit 2 Jahren einen Eulenkasten, aber leider ist er noch nicht benützt worden. Schade. Dafür ist mein Nistkasten für Meisen bewohnt, und Eier haben sie auch schon gelegt. Schaut doch mal rein: www.nistkasten.simar.ch Liebe Grüsse, Markus

Mirco

26.03.2017, 19:10

Hallo Lars! Kennst Du jemanden, der fuer mich 2- 3 Waldkauzkaesten bauen kann? Die Kaesten sollen in der Naehe von Salzwedel aufgehaengt werden. Ich lebe in Norwegen und Aufwand waere zu gross, die Kaesten selbst zu bauen, um diese dann nach Deutschland zu bringen. Ich habe mir die Kaesten von Schwegler im Nett angesehen. Die sind aus Holzbeton und sehr solide. Aber der Preis ist schon sehr heftig. Die Nisthoehle Typ 5 wirkt sehr klein auf mich. Ich glaube nur 20 cm Grundflaeche. Die anderen Typen sind groesser. Aber kosten auch gleich dreimal soviel. Wieviel Nistkaesten sollte man bei 57 bis 80 Hektar aufhaengen? Sollte sich jemand finden, der fuer die Kaesten baut, komme ich natuerlich fuer Arbeit und Material auf! Es eilt ja momentan nicht! Fuer dieses Jahr ist das Brutgeschaeft ja schon im vollen Gange!

Lars Lachmann

27.03.2017, 09:41

Hallo Mirco, Du kannst gerne mal beim NABU Reinickendorf nachfragen. Die haben ja bereits viel Erfahrung mit dem Nistkastenbau. Kontakt siehe https://berlin.nabu.de/wir-ueber-uns/bezirksgruppen/reinickendorf/aktuelles/18825.html und bgreinickendorf@nabu-berlin.de. Ansonsten würde ich direkt vor Ort bei einer lokalen NABU-Gruppe nachfragen. Die Adressen findet man unter www.nabu.de/gruppen und dann Suche nach PLZ. Dort gibt es sicher engagierte Bastler, die gegen Kostenerstattung einen Nistkasten bauen würden. Ein durchschnittliches Waldkauzrevier ist nur 25-30 ha groß, was aber stark variieren kann. Bei der genannten Gebietsgröße könnten durchaus 3 Kästen für Bruten genutzt werden, dazu kommt noch, dass man eigentlich mind. 2 Höhlen in jedem Revier braucht, da Männchen und Weibchen ja normalerweise getrennte Höhlen bewohnen. Als Faustregel gilt bei allen Nistkästen: Es sind erst dann genug, wenn mind. einer unbesetzt bleibt. Bevor man jedoch Waldkauz-Nistkästen anbringt, sollte man unbedingt prüfen, dass in der betreffenden Gegend keine anderen Kleineulen wie Raufußkauz oder Sperlingskauz leben. Die landen nämlich sonst auf dem Waldkauz-Speiseplan, und das ist nicht beabsichtigt.

Inke

27.03.2017, 13:59

Hallo Lars, da habe ich doch gleich wieder Fragen :o) : Wenn Männchen und Weibchen getrennte Höhlen bewohnen, sollten die dann ziemlich dicht zusammen aufgehängt werden oder weiter auseinander? Wie man bei den Reinickendorfer-Käuzen sieht, scheinen sie ja durchaus auch die Nähe zu schätzen (...und ein weiteres Plus des "Balkons"). Oder tun sie das nur während des Brutgeschäfts und wollen danach viel Abstand? Bleibt das Paar gemeinsam in dem Revier? Wie prüft man, ob andere Kleineulen in dem Revier leben? Wenn man bereits weiß, das Waldkäuze in dem Revier sind, hat sich das vermutlich erledigt, aber sonst?

Lars Lachmann

27.03.2017, 16:31

Die beiden Partner bewohnen wirklich nur zu Beginn der Brutzeit gemeinsam eine Höhle, auch wenn der Platz dafür reichen würde, nämlich etwa im letzten Monat vor der Eiablage und vielleicht noch während der Bebrütung. Schon bei der Fütterung schläft das Männchen wohl lieber wieder getrennt. Mal sehen, wie das in Reinickendort sein wird. Der Kasten dort war bisher sonst immer nur vom Männchen genutzt worden. Das Weibchen war erst Mitte Februar dort eingezogen. Meistens ist es aber umgekehrt, also dass die Schlafhöhle des Weibchens zur Brut genutzt wird. Die beiden Schlafhöhlen müssen logischerweise im gleichen Revier hängen, was die Maximaldistanz ergibt. Und sie sollten wohl in Rufweite sein - aber es ist anzunehmen, dass die Rufe in einem normal großen Revier überall zu hören sind. Eine bestimmte Minimaldistanz ist mir nicht bekannt, aber da die beiden Partner durchaus außerhalb der Brutzeit nicht so gut aufeinander zu sprechen sein können, würde ich nach Möglichkeit mind. 50-100 m vorschlagen. Wegen der Kleineulen: Im Siedlungsraum dürfte es solche Arten nicht geben (höchstens den Steinkauz am Ortsrand). Eine Groborientierung über das Vorkommen der beiden besagten Kleineulen bietet der Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR). Ansonsten lohnt sich sicher ein Anruf bei der nächsten lokalen NABU-Gruppe, die meist die Vögel in der Umgebung gut kennen: Kontakte zu finden unter www.nabu.de/gruppen (Suche nach PLZ). Natürlich kann man auch selber Erfassungen der Kleineulen durchführen, wenn es sonst keine Daten zu diesen Arten gibt.

Inke

27.03.2017, 13:51

Hallo Mirco, ich stelle gerade auch die Überlegungen für ein Friedhofsprojekt an....: Wenn man selber baut, ist das kostentechnisch natürlich nicht zu toppen. Wenn du aber Arbeitslohn ansetzen musst (und evtl. Versand), Holzbeton mindestens doppelt so lange hält, und evtl. noch Kosten für einen Steiger anfallen (falls die Holzkästen früher getauscht werden müssen), sieht es schon wieder anders aus. Man muss sich so erstmal jahrelang keine Gedanken machen, ob sich das Holz verzieht, gammelt, was auch immer. Wenn man natürlich sowieso regelmäßig kontrollieren kann, ist das natürlich kein Thema. Da wir gerade einen Steiger haben mussten, um ein Hornissennest aus den Mauerseglerkästen im Ortgang zu entfernen, haben wir die neue Nisthöhle von der genannten Firma oben in der Zeder aufgehängt. Die Qualität ist schon klasse. Da die Zeder einzeln steht, ist mit Katzengürtel auch die Gefahr vor Nesträubern gebannt. Das ist so ein Punkt......, der "Balkon" des Modells "Reinickendorf" würde bei uns beim selber bauen sonst definitiv zur Anwendung kommen.

Dieter

09.03.2017, 16:51

Hallo zusammen:) Sehr interessant wie das Thema -Größe und Form - des Nistkasten besprochen wird. Man kann mit der Hilfe der Web-Cam doch deutlich sehen, dass der "Flug" zum Nistkastenboden für den Altvogel nicht so einfach ist. Ich frage mich, wenn da so 5 kleine "Babys" im Nest sitzen, wie da der Altvogel noch seine Beute gerade in den ersten Tagen am Nistkastenboden verteilen kann. Wir sollten als "Nistkastenkonstrukteure" nicht das Argument "in der Natur haben die oft schlechtere Nistbedingungen vorliegen" als Maßstab nehmen. In früheren Zeit mit natürlichen Wäldern und sehr alten Bäumen gab es sicherlich auch "Luxusvillen" für die Hübschen. Ich würde keinen so hohen Nistkasten empfehlen, sondern einen viel tieferen. Also einen "Balkon" mit 20-25cm Tiefe und danach eine Nist-Mulde, welche wiederum nur etwa 20cm tiefer liegt. Als Grundfläche würden 25x25cm Innenmaß genügen. So kann später das Familienleben ohne Platzmangel auf dem geschützten Balkon stattfinden. Vielleicht wäre es einen Versuch wert :)

Lars Lachmann

09.03.2017, 17:22

Lasst uns alle mal gemeinsam beobachten, wie die Familie dieses Jahr zurechtkommt. Und dann können wir Verbesserungsvorschläge in der optimalen Nistkastenkonstruktion diskutieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine geringere Tiefe ausreichen könnte, vor allem wenn ein ausreichender Vorbau zum Schutz vor Prädatoren vorhanden ist. Aber in ein paar Monaten sind wir sicher noch schlauer.

Peter Backhaus

11.03.2017, 18:42

Wo ist den der Nistkasten aufgehängt, um ihn einmal vor Ort zu besuchen, oder ist das geheim, um den Bruterfolg nicht zu stören?

Lars Lachmann

11.03.2017, 22:11

Hallo Peter, morgen kommt dazu ein Blogeintrag. Diesen Berliner Kasten selber kann man zwar nicht einsehen, weil auf einem Privatgrundstück, aber der NABU Reinickendorf hat eine ganze Radtour von Kasten zu Kasten konzipiert. Ein Teil davon wird morgen vorgestellt. Eine Liste aller 46 aktuell bereitgestellten Waldkauz-Nistkästen in Berlin-Reinickendorf und einen Aufruf zur Meldung von Waldkäuzen gibt es hier beim NABU Reinickendorf: https://berlin.nabu.de/wir-ueber-uns/bezirksgruppen/reinickendorf/aktuelles/21906.html

Inke

08.03.2017, 20:03

Ja, die Informationen sind wirklich interessant. Toll wie wir Einblick erhalten, auch in die Kameratechnik. Wir haben inzwischen "grünes Licht" zum Kastenaufhängen vom Friedhofsverwalter gegenüber und wir wälzen die vielen Informationen und Gedanken bzgl des Nistkastenbaus: Der tiefe, schräge "Kamin" erscheint sehr wichtig als Schutz vor Nesträubern. Da der Kasten aber eben seeehr groß ist, hatten wir wegen der Handhabung beim Aufhängen erst ein Modell im Blick, wo die Seiten beiderseits des Einflugloches etwas vorgezogen sind, damit kein Räuber an das Loch kommt. Aber wenn ich Herrn Kauz so beobachte, ist das "aus-dem-Loch-beobachten-können" offensichtlich ein "pro" bei der Haussuche. Also doch "Kamin" .....und der "Balkon" sorgt vielleicht auch dafür, dass die Jungen etwas länger im Schutz des Kasten bleiben?

Lars Lachmann

08.03.2017, 21:48

Seitenbretter neben dem Einflugloch, quasi "Scheuklappen", würde ich persönlich für weniger geeignet halten. Das Reinickendorfer Modell könnte man sicher dahingehend abändern, dass es weniger tief gebaut wird, damit automatisch mit einer etwas größeren Bodenfläche. Eine gewisse Tiefe und der Balkon-Vorbau sind aber sehr sinnvoll als Schutz vor Prädatoren.

Inke

09.03.2017, 08:48

Das ist eine gute Idee: Wir werden den Kasten etwas weniger tief bauen. Durch den Vorbau ist dann hoffentlich immer noch ausreichend Schutz gegeben, und wir können Gewicht und Größe noch handhaben :o))

Inke

09.03.2017, 08:54

P.S. Bitte noch eine kurze Erläuterung was mit "Löchern für Spanndraht" praktisch gemeint ist :o)

Lars Lachmann

09.03.2017, 09:29

Hallo, die beiden Spanndrähte sind die Drähte, mit denen der Kasten am Baum aufgehängt wird. Sie werden einmal rund um den Baumstamm geführt, dann durch ein Loch in den Kasten hinein, entlang der Rückwand des Kastens (den unteren dieser Drähte sieht man in der Berliner-Innenkamera) und durch das zweite Loch wieder hinaus. Wichtig ist natürlich, dass die Drähte dort, wo sie am Baumstamm aufliegen dick umwickelt werden, damit sie nicht einwachsen. Dank der Spanndrähte muss man den Kasten nicht mit Schrauben befestigen.

Marlene D.

09.03.2017, 09:40

Hallo Inke, sicher sind es die Löcher für den Draht, der den gesamten Kasten als zusätzliche Befestigung am Baum hält. Man spannt den Draht durch seitliche Löcher und führt ihn um den Baum herum plus verdrahten. So denke ich es mir jedenfalls. Liebe Grüße und viel Erfolg, Marlene

Inke

09.03.2017, 17:35

Hallo Herr Lachmann, hallo Marlene, danke für die Erklärungen !! Wir sind echt total motiviert durch diesen Blog :o) Liebe Grüße, Inke

arusha

08.03.2017, 17:42

Danke für die Info. Auf dem Bild oben sieht man jetzt erst mal wie groß und vor allem hoch der Kasten wirklich ist. Das kommt auf der Webcam gar nicht so rüber.

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