Gefahren im Kauzrevier

Wenn Singvögel – etwa Eichelhäher, Nebelkrähen, Kohlmeisen oder Amseln –  Waldkäuze beschimpfen, also auf den Kauz „hassen“ (wie die Jäger sagen -> ein Video zu dieser Verhaltensweise gibt es dazu in unserem Waldkauz-Videoarchiv unter „Mobbing unter Vögeln„), weil sie ihn als Fressfeind entdeckt haben, so stellen sie doch keine Gefahr für den nächtlichen Jäger dar.

Der gerettete Waldkauz wird in die Freiheit entlassen.

Der gerettete Waldkauz wird in die Freiheit entlassen – Foto: privat.

Dennoch hat er einige Fressfeinde, die immer wieder einmal zupacken. Habichte stehen durchaus im Verdacht, tagsüber außerhalb von Nisthöhlen sitzende junge wie alte Waldkäuze zu entdecken, sie zu greifen und aufzufressen. Auch Baummarder können in Nisthöhlen einsteigen, ebenso wie der Waschbär an unserem WebCam-Nistkasten, wenn er denn nicht zu korpulent gewesen wäre.

Letzteres lässt sich verhindern, wenn der Aufstieg am Baumstamm durch Mardersperren oder glatte Kunststoffmanschetten verhindert wird.

Waldkauz im Kamin

Im Siedlungsbereich sind die Gefahren dann auch noch menschgemacht. Dazu von unserem Berliner Waldkauzmännchen eine Geschichte aus dem letzten Sommer:

Der Familienkater hatte es schon in der Nacht bemerkt – im Kamin bewegte sich ein Lebewesen. Im Ruß hinter der Revisionsklappe saß dann auch – reichlich eingeschwärzt – ein Waldkauz. Er war offenbar nach der nächtlichen Jagd auf dem Kaminkopf gelandet und durch das Rauchloch immer tiefer gerutscht. Längst schaute er nicht mehr so hübsch aus wie in den Tagen zuvor hinter dem Loch seines NABU-Nistkastens am Hermsdorfer See.

Der NABU in Reinickendorf wohnte ja nebenan und konnte rasch helfen.  Ein schneller Griff um die scharfkrallig bewehrten Beine stellte den Vogel ruhig.  Er bewegte seine Flügel ganz normal. Das Gefieder war nicht beschädigt.

Marder-Manschette

Eine Manschette aus glatter Plastikfolie verhindert das Hinaufklettern von Mardern – Foto: Hans-Jürgen Stork

Offenbar gesund konnte die Eule wieder freigelassen werden. Gut orientiert flog sie durch eine Baumlücke in die Gärten davon – zu seinem diesjährigen Nest.

In einem anderen Fall im Nachbarviertel Berlin-Frohnau sollte ein Kachelofen gereinigt werden. Wieder hatte ein Kaminabsturz böse Folgen: drei Jungkäuze waren verhungert und vertrocknet. Auf dem Landeplatz Kaminkopf hilft nur ein grobes Gitter, um den Absturz von Waldkäuzen zu verhindern.

Ganz normal ist jedoch, dass mancher Jungkauz bei seinem ersten Flugversuch häufig auf dem Boden landet. Hier hilft eine behutsame Aufstiegshilfe auf einen höheren Ast im Revier.

Doch die größte Gefahr für den Waldkauz ist die Fällung seines Höhlenbaumes. Für die Waldkäuze in Reinickendorf gingen durch Sturm und auch durch Verkehrssicherungsmaßnahmen zahlreiche Bruthöhlen verloren.

Beitrag von Dr. Hans-Jürgen Stork, Sprecher NABU Reinickendorf

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