Das Familienleben ändert sich

Über die Osterferien ist bei den Berliner Käuzen einiges passiert:

Zunächst einmal sind alle vier Jungeulen erfolgreich geschlüpft, die ersten beiden am 3. April, das dritte Junge am 5. April und das kleinste am Morgen des 7. April. Das Bild zeigt den Moment, in dem es endgültig aus der Eischale klettert. Zwei Mäuse liegen schon einmal als Vorrat bereit.

Das vierte Junge schlüpft aus dem Ei (oben mittig).

Nur acht Tage später sind die Jungen schon richtig gewachsen, und alle haben schon die Augen geöffnet.

Die vier kleinen Racker kurz vor der „Raubtierfütterung“. Sind sind jetzt zweimal 12 Tage alt und je einmal 10 und 8 Tage alt. Noch kann man sie anhand der Größe gut auseinanderhalten.

Wenn die Jungen etwa einen Monat alt sind, werden sie die Nisthöhle verlassen. Sie sind dann aber noch flugunfähig und halten sich auf den umgebenden Baumästen auf, weshalb sie dann als „Ästlinge“ bezeichnet werden. Je nachdem, wo sie sich hinsetzen, sind sie auch dann vielleicht noch von unseren Kameras zu erfassen. Zwei bis drei Wochen später sind sie dann flugfähig, werden aber noch weitere Monate von den Eltern betreut.

Jede Nacht werden die Jungen und ihre Mutter zur Zeit etwa vier Mal vom Männchen mit Futter versorgt. Während die Futterübergabe anfangs noch fast immer am oder im Nistkasten erfolgte, verlagerte sich die Beuteübergabe mit der Zeit in den Bereich außerhalb der Kamerablickwinkel. Da die Jungen schon größer sind, kann das Weibchen sie leichter alleine lassen, um das Futter gleich beim Männchen abzuholen, so dass dieses gleich wieder auf die Jagd gehen kann. Manchmal ist sie schon Sekunden nach dem Ausfliegen mit der Beute wieder zurück bei den Jungen. Daran liegt es, dass man das Männchen in manchen Nächten gar nicht mehr zu Gesicht bekommt.

Auf dem Speiseplan stehen weiterhin vor allem Langschwanzmäuse, darunter vor allem Gelbhalsmäuse. Von 46 bisher bestimmten Beutetieren waren es immerhin 36.

Das Männchen bringt eine Langschwanzmaus. Der Schwanz der Maus ist zur Seite weggebogen und sieht daher kurz aus. Die Auflösung ergab hier erst eine andere Einstellung. Die Beutebestimmung ist nicht immer einfach.

Aber die Zahl der erbeuteten Vögel stieg in den letzten Tagen an. Mindestens sieben Mal bisher war das Beutetier gefiedert.

Das Männchen bringt einen Vogel, vermutlich eine Singdrossel.

Am 16. April gab es zum ersten Mal ein Reptil zu Fressen. Vermutlich handelte es sich um eine Blindschleiche, es könnte aber auch eine kleine Ringelnatter gewesen sein. Interessanterweise war dies auch das erste Beutetier, das im Kasten noch lebte.

Eine Blindschleiche oder eine kleine Ringelnatter wird gebracht.

Bis mindestens zum 8. April hat das Männchen die Tage jeweils im Nistkasten verbracht. Allerdings sah es meist so aus, als zöge es sich nicht freiwillig in den Kasten zurück. Denn fast an jedem Morgen wird es von Eichelhähern oder Nebelkrähen genervt, die den potentiellen Fressfeind vertreiben wollen – ein in der Fachsprache als „Hassen“ bezeichnetes Verhalten. Der Einflug in den Nistkasten wirkt dann oft wie eine Flucht vor den Nervensägen.

Männchen auf der Flucht vor nervenden Nebelkrähen

Das Männchen bringt sich in Sicherheit vor den lästigen Krähen.

Wir konnten aber auch schon beobachten, dass das Männchen eine Nebelkrähe in der Luft angegriffen hat, die dann rücklings Richtung Boden torkelte und anschließend für den Rest des Tages verschwand.

Je älter die Jungen werden, desto seltener lässt sich der Kauz-Papa tagsüber im Kasten blicken. Aber nachts ist er voll dabei, wenn es gilt möglichst viel Futter herbeizuschaffen.

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7 Kommentare

Christiane

29.04.2017, 19:58

Hallo, ich bin so froh diesen Blog mit den interessanten Filmen und informativen Kommentaren gefunden zu haben. Unserem Haus gegenüber sitzt ein Waldkauzweibchen mit zwei Ästlingen. Wir hören hier auf dem Lande zwar häufig Käuzchen oder auch Schleiereulen rufen, aber sehen tun wir die kleine Waldkauzfamilie erst seit ein paar Tagen. Ich gehe immer mal wieder ganz ruhig zu ihnen und schaue sie mir an. Meistens schlafen alle. Nur ab und zu riskiert der Altvogel mal einen Blick. Nachts hören wir die Kleinen nach Futter rufen und wenn dann gefüttert wird, ist richtig "Stimmung" in dem Baum. Ich bin von Kindheit an eine große Eulenfreundin und bin so froh, diese kleine Sensation hier miterleben zu dürfen.

Tobi

23.04.2017, 00:42

Toll das er diese Möglichkeit gibt für uns als Eulen Fans auf diese weise mal erkennen zu dürfen wie das alles vonstatten geht in der Vogelwelt. Danke für eure Mühe und weiter so. ☺

Eveline Sigmund

21.04.2017, 16:07

vielen Dank, für den tollen Bericht. bin beruhigt, dass das Männchen seine Vater Pflichten erfüllt. Hatte auch schon befürchtungen, das nicht er mehr lebt. Es ist ja wunderschön die Aufsucht der Küken zu erleben.herzliche Grüße aus Spandau.

Ursula Magdalena

19.04.2017, 18:36

Danke für den ausführlichen Bericht! Damit wären für mich alle Bedenken der letzten Zeit ausgeräumt. Ich hatte schon befürchtet die Kauz Mama sei mit ihren Jungen alleine zurück geblieben. Der Kauz Mann hatte viel Stress wie man immer wieder sehen konnte. Einmal ist er gar zu seiner Frau nach unten in den Kasten geflüchtet. Das wollte er wohl nicht auf sich sitzen lassen. Er ist sofort wieder hinaus, und hat die Verfolgung aufgenommen. Ich dachte mir, dass geht nicht gut. In der Nähe von meinem Garten gibt es in sehr hohen Tannen ein Rabennest. Dort haben sie neulich den ganzen Tag heftig gestritten. Am Abend ist dann einer von ihnen, in dem Bach der am Garten vorbeifliesst, tot vorbei geschwommen. Das hat mich schon nachdenklich gemacht! Ich hoffe , dass unsere Käuzchen alles gut überstehen, und im nächsten Jahr selbst Nachwuchs haben können. Vielleicht sehen wir sie dann auf diese Weise wieder!

Monika

19.04.2017, 13:01

Wirklich ein erstklassiger Bericht, vielen Dank. So nehme ich an, dass die Kauzeltern sowohl in Berlin als auch in Kempten das meiste an Futter ranschleppen, während ich auch mal schlafe^^. Denn bereits 2 Abende habe ich nach Abflug der Kauzmutter in Berlin stundenlang auf das Einflugloch gestarrt und leider nicht 1x eine Futterabgabe an die Kleinen sehen können. In Kempten lässt es sich eher auch schon vor Mitternacht beobachten, wie die Kleinen Futter in Empfang nehmen. Mögen den Waldkäuzchen das Wetter und das Nahrungsangebot hold sein und alle 9 zu prächtigen Ästlingen heranwachsen.

Bettina Prinz

19.04.2017, 11:58

Hallo, ein wirklich schöner Bericht. Ich bin gerade life dabei wie, zwar keine Waldkäuzchen, dafür aber zwei Waldohreulen das Brutgeschäft erledigen. Direkt auf unserer Warft. Das ist so spannend. Bin so froh das die beiden sich bei uns wohlfühlen.

Anka Mari

19.04.2017, 11:27

Herzlichen Dank für die außerordentlich interessanten Informationen. Ich habe viel hinzu gelernt und große Freude daran, die kleinen Käuze bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Liebe Grüße nach Berlin von Anka aus Stellau (bei Hamburg)

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