Danke EU! Laute und schlechte Staubsauger verschwinden

Anfang September 2017 sind neue EU-Energieeffizienz-Regeln für Staubsauger in Kraft getreten. Innerhalb der EU dürfen jetzt nur noch Staubsauger mit einer Leistungsaufnahme von weniger als 900 Watt und einem Lautstärke-Grenzwert von 80 Dezibel verkauft werden. Und das ist gut so!

Dieser alte Staubsauger dürfte so nicht mehr neu verkauft werden – er ist nicht gut genug – Foto: Sebastian Scholz

Bürokratie oder bessere Qualität?

Ja ja, ich weiß, dieses Datum ist ein prima Zeitpunkt über die EU zu ätzen, die, wahlweise „da oben“ oder „aus Brüssel“ haben sich schließlich nicht in meinen Alltag einzumischen und schon gar nicht zu bestimmen, was für einen Sauger ich kaufe! Euroskeptiker wenden gerne ein, dass durch Regeln zur Energieeffizienz in die Entscheidungshoheit des Einzelnen eingegriffen würde und skandalisieren, dass nun mit der neuen Richtlinie der Teppich nicht mehr sauber würde. Und außerdem: diese ganze Bürokratie der EU! Schrecklich!

Aber mal ehrlich, warum sollte es mich stören, wenn durch solche Regeln die Qualität der Produkte steigt? Denn tatsächlich beschränkt wird die Leistungsaufnahme und nicht die Saugleistung eines Staubsaugers. Beides hängt natürlich mit einander zusammen: Leistungsaufnahme multipliziert mit dem Wirkungsgrad ist gleich Saugleistung. Gute Staubsauger haben einen hohen Wirkungsgrad und haben so eine hohe Saugleistung bei eben nicht so hoher Leistungsaufnahme. Die Leistungsaufnahme bestimmt übrigens direkt den Stromverbrauch des Staubsaugers. Also je niedriger die Leistungsaufnahme, desto niedriger der Stromverbrauch, und damit auch desto geringer die Unterhaltskosten des Saugers. Und desto geringer auch die Klimawandeleffekte und desto höher der Beitrag zur Energiewende!

Was? Das klingt jetzt aber schon etwas bei den Haaren herbei gezogen.

Ist es aber nicht! Wenn wir es schaffen wollen, die Erde, wie wir sie kennen zu erhalten, müssen wir Klimaschutz ernst nehmen. Die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens sind eindeutig: wir müssen die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius beschränken, besser noch auf 1,5 Grad Celsius. Und bis zur Mitte dieses Jahrhundert müssen wir vollständig auf die Verbrennung von fossilen Kohlenwasserstoffe verzichten, also auf Kohle, Öl und Gas. Im Stromsektor haben wir bereits einen Anteil von rund 33 Prozent erneuerbare Energien. Damit der Anteil aber irgendwann 100 Prozent sein kann und durch Strom außerdem noch unsere Mobilität angetrieben und unserer Häuser geheizt werden können, müssen wir unseren Energieverbrauch deutlich senken. Energieverbrauch senken, heißt Energieverbrauch vermeiden und Energie so effizient wie möglich einsetzen.

Zurück zum Staubsaugen

Auf Staubsaugen zu verzichten ist für die meisten keine Alternative, denn man kann nicht alle Oberflächen fegen. Deshalb ist es nur richtig, dass die Geräte effizienter werden. Das hilft jedem Einzelnen aber auch für die Allgemeinheit ist es wichtig, dass der Energieverbrauch sinkt. Dass die Hersteller von schlechten Geräten über diese Richtlinie schimpfen kann ich gerade noch nachvollziehen. Dass die Kunden aber schlechte, laute und im Endeffekt durch die Unterhaltskosten auch besonders teure Geräte weiterhin wollen, finde ich nicht nachvollziehbar. Das wäre in etwa so, wie am Neckartor in Stuttgart zu wohnen und für dreckigere Dieselfahrzeuge zu sein.

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Sebastian Scholz
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13 Kommentare

Birgit

04.09.2017, 10:06

In Anbetracht der noch guten Wetterlage frage ich mich: Wann endlich verschwinden laute Motorräder? Der "satte Sound" der hier überrepräsentierten Harley-Davidsons bringt mich täglich dem Herzinfarkt näher.

Sabine

08.09.2017, 14:56

Das kann ich Dir nachfühlen !!! -- In den Auto- und Motorradfirmen sitzen ganze Abteilungen von hochbezahlten Ingenieuren, die nicht in erster Linie das Ziel haben, die Gefährte leiser zu machen - sondern deren Geräusch den Wünschen der Kunden anzupassen. Und die überwiegend männlichen Käufer von Motorrädern und Sportwagen wollen es nun mal "schön" laut. --- Wie dies den Mit-Lebenden auf die Nerven geht, interessiert weniger. Lärm sells ! Da hilft nur der Gesetzgeber -- wenn er sich angesichts der mächtigen Autolobby traut !

Peter ä

02.09.2017, 21:51

Für die Herstellung von einer Tonne Primäraluminium werden im Schnitt rund 15 Megawatt-Stunden Strom benötigt - so viel, wie ein Zwei-Personen-Haushalt in fünf Jahren verbraucht.... ... So erhält der größte deutsche Aluminium-Hersteller Trimet für die 4,2 Milliarden Kilowattstunden Strom, die er in diesem Jahr (2014) verbraucht, nach Recherchen des WDR Strompreis-Vergünstigungen in Höhe von rund 450 Millionen Euro. Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/aluminium102.html

Sebastian Scholz

04.09.2017, 09:12

Ja, die Ausnahmeregelungen im EEG sind höchstproblematisch und führen außerdem dazu, dass andere mehr Last zu tragen haben.

Kydroon

01.09.2017, 19:48

Danke NABU, dass du dich als NGO so geschmeidig in das System einbringst. a) Zuerst würde mich interessieren, an welcher Stelle Staubsauger in der Liste der Topverbraucher auftauchen. Sicherlich verbrauchen die ordentlich, sind aber nicht immer an. Meine Vermutung ist, dass es was den Verbrauch pro Zeiteinheit andere Themen gibt, wo man ansetzen kann. b) Wenn man auf der Baumschule gelernt hat, klingt KWh natürlich schlim. Wenn man den Wirkungsgrad hinzuzieht, ist es dann aber egal. Letztlich geht es ja darum "das Wegsaugen einer typisch verteilten Menge Dreck" hinsichtlich des Stromverbrauchs möglichst effizient zu erledigen. Bei gleichem Wirkungsgrad werde ich mit dem "verbrauchsoptimierten" Gerät entsprechen länger saugen und ziemlich genau das gleiche verbrauchen. c) Wenn man jetzt den Lärm hinzuzieht, wird das mit dem Wirkungsgrad noch etwas kniffliger. Bewegte Luft ist laut und so ziemlich jede Maßnahme die darauf Abzielt das wieder einzufangen bedeutet die Luft muss langsamer werden, was wiederum Energie erfordert, bzw. schluckt, womit der Wirkungsgrad wieder runtergeht und man eben wieder länger saugen muss. Selbst Gegenschall würde Lautsprecher mit einer ordentlichen Wattzahl erfordern, die wieder verbrauchen. Was also rauskommt, ist ein Gesetz, mit dem neue Staubsauger verkauft werden. Nichts mehr! Nada mas! Wenn man dafür wirbt, was in eurem Artikel passiert, nennt man das "Lobby-Arbeit". Ich finde Lobby-Arbeit per se nicht schlecht. Jede Gruppe verucht mit den Mitteln der Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft ihre Interessen bestmöglichst umzusetzen. Hier sind es die Interessen der Staubsaugerindustrie und nicht die der Umwelt.

Sebastian Scholz

04.09.2017, 09:09

Hallo Kydroon, also nein! Und zwar entschieden nein! Wir werben nicht dafür, dass neue Staubsauger gekauft werden sollen. Sondern dafür, dass wenn neue gekauft werden müssen, dass es gute sein sollen. Und dann ist eine solche Regel der EU auch nicht gerade positiv für die Staubsaugerindustrie, denn sie hat nun den Innovationszwang und kann ihre Cashcows nicht mehr verkaufen. Und Lobby-Arbeit machen wir, na klar. Aber NUR für Natur und Umwelt. Nada mas. Bestens, Sebastian

Sabine

08.09.2017, 14:50

Klingt mehr pseudotechnisch. -- Die Fähigkeit, einen Boden zu reinigen, hängt bei weitem nicht nur von der elektrischen Leistung ab, wie die meisten glauben, sondern mehr von intelligenter Technik. - Unser kleiner Saugroboter hat übrigens eine Leistungsaufnahme von nur 11 (!) Watt, ist max. nur 56 dB(A) laut und saugt ordentlich. Der braucht bei weitem keine 1000 Watt und muss keinen Lärm produzieren ! -- Manchmal, vor allem samstags, habe ich in unserer Umgebung den Eindruck, dass besonders Männer laute Geräte mehr schätzen, egal ob laute Motorräder, laute Benzin-Rasenmäher, laute Laubsauger, laute Motorsägen ... nur was richtig Krach macht, ist auch richtig gut ?? Oder zeigt erst so richtig, dass "Mann" viel schafft ??

Birgit Bossbach

08.09.2017, 17:23

Verrätst du was für ein Robbi es ist?

Sebastian Scholz

08.09.2017, 17:41

Geht das denn, ohne hier Werbung zu machen?

Sabine

08.09.2017, 18:29

Ja, also, er ist rund, weiss, sehr flach (7,... cm hoch), kommt damit auch unters Sofa, ... guckstu mal in diesem Internetz, welcher das sein könnte ... ;-)

Sabine

09.09.2017, 13:37

Sorry Birgit, meine kleinen Hinweise (ohne Namen zu nennen !) haben es wohl nicht durch die Moderation geschafft ...

Birgit Bossbach

01.09.2017, 10:25

Der Markt an Staubsaugern ist ja wohl gesättigt. Und was ist mit Reparaturfreundlichkeit? Neu herstellen von Geräten kostet ja auch Energie und Ressourcen. So ein oller Vorwerk hält ewig und ist längst nicht so laut wie ein neuer Düsentrieb. Den muss man schon sprengen. Und wenn er kaputt ist, kann er repariert werden.

Sebastian Scholz

04.09.2017, 09:13

Ja, das stimmt. Reparieren muss natürlich vor Neukaufen gehen!

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