Aus Küken werden Ästlinge

In der kommenden Woche werden die Berliner Jungkäuze den Nistkasten verlassen, obwohl sie dann immer noch nicht richtig fliegen können. Als sogenannte Ästlinge werden sie dann auf den Ästen in der Umgebung des Nistkastens noch mehrere Wochen lang auf Futter warten. Mit etwas Glück können wir sie dabei mit der Außenkamera weiter beobachten.

Kauzi, Charlie, Paule und Bilbo - alle vier Berliner Jungkäuze sind wohlauf.

Kauzi (links oben), Charlie (rechts Mitte), Paule (unten Mitte) und Bilbo (rechts oben) – alle vier Berliner Jungkäuze sind wohlauf.

Noch sind alle vier (Kauzi, Charlie, Paule und das deutlich erkennbare Nesthäkchen Bilbo) dauerhaft im Kasten. Die beiden ältesten sind heute, am 3. Mai, 30 Tage alt, Paule ist 28 und Bilbo 26 Tage alt. Seit heute morgen schafft es auch das Jüngste vom Boden des Nistkastens auf den „Balkon“ vor dem Einflugloch zu flattern bzw. zu klettern. Man sieht die kleinen Eulen also mal unten und mal oben am Ausguck. Etwa im Alter von einem Monat verlassen die Jungen das Nest – es kann also jederzeit passieren. Aber zumindest Bilbo wird sicherlich noch einige Zeit im Kasten bleiben.

Bei unseren Kemptener Kollegen sind inzwischen bis auf das kleinste alle Jungkäuze ausgeflogen. Das könnte heute folgen.

Ganz herzlichen Dank übrigens an die vielen fleißigen Waldkauz-Beobachterinnen und -Beobachter, die uns in inzwischen über 2300 Kommentaren detailliert über alles Sehenswerte aus dem Leben unserer Käuze informieren! Wir können nämlich leider nicht ständig selber Wache schieben, aber dafür können wir anhand der Hinweise die besten Szenen finden und abspeichern. Einige davon sind bereits im Archiv der besten Kauz-Cam-Szenen zu sehen. Dazu werden wir versuchen, einen kleinen Film mit einer Zusammenfassung unserer Waldkauzbrut zu produzieren, um den anstehenden Trennungsschmerz zu lindern.

So wird Mama begrüßt, wenn sie mit Futter kommt.

So wird Mama begrüßt, wenn sie mit Futter kommt.

Inzwischen kommt auch die Kauzmutter nur noch zu den Fütterungen in den Kasten und ruht tagsüber ansonsten an einem anderen Ort. Pro Nacht zählen wir derzeit meist vier Fütterungen.

Zudem kommt das Weibchen jetzt sogar manchmal mitten am Tag für zusätzliche Fütterungen vorbei. Am 1. Mai konnten wir das zweimal beobachten.

Sind die Käuze am Tag unterwegs, haben sie fast immer nervige Begleiter.

Sind die Käuze am Tag unterwegs, haben sie fast immer nervige Begleiter. Dieser Eichelhäher zieht dem Weibchen sogar eine Feder aus dem Schwanz als sie gerade zu einer Fütterung im Kasten verschwindet. Auch Eichelhäher stehen potentiell auf dem Speiseplan der Waldkäuze.

Der Speiseplan wird immer vielfältiger. Waren es zunächst ganz überwiegend kleine Langschwanzmäuse, sind es jetzt fast zur Hälfte Vogel, darunter anscheinend schon mehrere Kohlmeisen und junge Amseln. Beeindruckend war aber die erste echte Ratte, die das Weibchen am frühen Morgen des 1. Mai eintrug. Noch den ganzen nächsten Tag spielten die Jungen mit dem übriggebliebenen Rattenschwanz, den wohl zunächst keiner fressen wollte.

Die erste dokumentierte Ratte, die bei den Berliner Waldkäuzen verfüttert wird.

Die erste dokumentierte Ratte, die bei den Berliner Waldkäuzen verfüttert wird. Das ist ein Festmahl.

Und hier noch ein Wort zu einem in den Kommentaren heiß diskutierten Thema: Müsste der NABU eingreifen, wenn über die Kamera zu sehen ist, dass eines der Küken in Gefahr gerät? Im konkreten Fall schien es so, als könnte eines der Jungen ersticken, weil ihm eine Vogelfeder 14 Stunden lang im Rachen steckte (die es dann aber einfach wieder auswürgte).

Die Antwort ist: Nein, der NABU würde nicht eingreifen. Denn wir wollen mit den Webcams einen Einblick in das echte Leben in der Natur gewähren. Dazu gehört auch, dass vielleicht nicht immer genug Futter für alle Jungen da ist, dass das Jüngste im Überlebenskampf meist die schlechtesten Chancen hat oder auch, dass die Jungvögel anderer Vögel verfüttert werden. Leider – oder zum Glück – können wir Menschen das Leben in der Natur nicht immer nach menschlichen Maßstäben gestalten, und wir möchten auch nicht durch ein Eingreifen den Eindruck erwecken, dass wir das könnten. Dann würden wir nämlich mit der Kauz-Webcam unserem Umweltbildungsauftrag nicht nachkommen.

Ziel des Naturschutzes ist es, möglichst allen Tier- und Pflanzenarten ein Überleben in der Natur zu ermöglichen, jedes einzelne Exemplar zu retten kann jedoch leider nicht funktionieren, denn dann würden u.a. alle Fleischfresser verhungern. Außerdem: Würden wir ein Happy End garantieren, gäbe es gar keine Spannung mehr beim Zuschauen. Und bisher ist ja alles gut gelaufen. Toi, toi, toi!

Feder im Hals

Einem der größeren Jungen steckt eine große Feder (die Schwungfeder einer Elster, die am Morgen gebracht wurde) im Hals – 14 Stunden lang. Ein großes Thema im Webcam-Forum.

Zugegebenermaßen haben wir aber einmal eine Ausnahme gemacht: Wir hatten nämlich nach den zahlreichen Waschbär-Attacken auf den Nistkasten vor der ersten Eiablage am Fuß des Nistbaumes einen Kletterschutz angebracht, damit uns der Waschbär nicht die ganze Webcam-Geschichte kaputt macht. Waschbären sind allerdings wiederum nicht ursprünglicher Teil der Natur in Deutschland, sondern wurden erst vor wenigen Jahrzehnten durch den Menschen hierzulande eingeführt. Die Aktion hat übrigens funktioniert, denn seitdem kam der Waschbär nicht mehr vorbei.

Übrigens: Auch wenn die Jungen ausgeflogen sind, dürfte es in Berlin weiter live Waldkäuze zu sehen geben. Denn vermutlich wird einer der Altvögel diesen Kasten wieder zum Schlafkasten wählen. Bis zur Beginn der Brut war es das Männchen, dass fast täglich dort schlief.

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12 Kommentare

Winfried

06.05.2017, 12:04

& Ästlinger z kannte ich als Neumeisen,nictma Jr.glaubte mirs ganz und doch wars n wahrer Traum. Meisen fudderten ihre Neusten bei my DdR-Balkon Ich ,im Thrane ala rostBukowsky trat hinzuHienauzz die floglen nich weg,ich konnt sie streichln poorOneDay sie schauten nur,Katze, hat sich mir eingeprägt :)

Winfried

06.05.2017, 11:49

& Hr.L.Lachmann Neus v.Elsterkonig. Denn Amselm gehetz wohohl. Und auch grade öre ich in Putergame ne Öüwl z.zt,das die Elsterleinenln harg abghanden,Prais d' bilschn BlokkMiet zücht icht weiErdbeern,eine tut sich schwerst sonste 10+Blüten D'Elster iß noch da Nachbarnz ebenda Eine Fräge der Zeit bis die Ddr-gluckkser iam renteir time,or my side ;wynk:

Peter

05.05.2017, 16:55

Hollo liebe Naturfreunde!!!!!! Diese Bilder sind wundervoll,einen besonderen Dank an die Webcambesitzer und deren Initiative.Ansonsten hat man keine Möglichkeit an diese Bilder zugelangen. Nochmals Dank,mit freudlichen Grüßen Peter

Sandra

04.05.2017, 22:17

Es war eine tolle Zeit mit dabei zu sein wie die Käutze sich entwickelten und nun flügge geworden sind Vielen Dank an das Nabu Team für die tolle Einblicke die durch die Kameras möglich geworden sind und stets live dabei sein zu können war wirklich ein Geschenk für mich Herzlichen Dank dafür .Weiterhin Alles Gute vorallem für die kleinen Käutze.

Monika

04.05.2017, 10:21

Hallo Lars Lachmann, hallo NABU-Team, ich kann mich den Vorrednerinnen in allen Teilen anschließen und herzlichst danken für den ausgezeichneten Bericht und diese Möglichkeit des sonst uns verborgen bleibenden Einblicks in die Natur. Liebe Grüße

Sabine

04.05.2017, 11:36

Ja das ist wirklich wunderbar, auch von mir natürlich vielen lieben Dank für Euer Engagement und die tollen Webcam-Bilder ! ! ! Wie sehr ich das schätze, könnt Ihr ja auch an meiner nächtlichen Panik sehen, als es plötzlich hieß : "Alle Vögel sind schon ausgeflogen, auf Wiedersehen !" Ich möchte es gar nicht mehr missen ... 🙂

Sabine

04.05.2017, 00:52

Lieber Nabu, Ihr habt uns doch nicht wirklich schon die Blog-Seite vorzeitig abgeschaltet ??? In Kempten ruft noch die Mama, ist das Jüngste schon raus oder noch nicht ? In Berlin sitzen 3 oben, eins unten und scheint ein Problem mit dem rechten Auge zu haben. Derzeit sieht man das nicht, es schaut nicht nach oben. Bitte öffnet doch wieder den Blog, solange die Berliner noch da sind !!!

Barbara

03.05.2017, 14:44

Herzlichen Dank für den neuesten Bericht und überhaupt für die Möglichkeit die Waldkäuze zu beobachten. Ich habe sehr viel gelernt und sehe Eulen jetzt mit ganz anderen Augen. Ich werde sicher dran bleiben und freue mich auf künftige Käuzchengenerationen. Den Allgäuer und den Berlinerkäuzen alles Gute und vieĺleicht sehen wir ja noch nach dem Ausfliegen das eine oder andere.

Inke

03.05.2017, 14:38

Danke! :o)

Berta

03.05.2017, 14:28

Vielen lieben Dank für den tollen Bericht!

JuttaP

03.05.2017, 14:21

Vielen Dank, daß mal ausführlich berichtet wurde. Ich bin sehr gespannt, wann das erste Käuzchen ausfliegt und ob das jemand mitbekommt.

Anna

03.05.2017, 13:51

Vielen Dank, für diesen super detaillierten und ausführlichen Bericht, lieber NABU!!! Liebe Grüße Anna aus Reinickendorf

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