Der Wert unserer Lebensgrundlage

Der Wert unserer Lebensgrundlage

Die Weltnaturkonferenz COP15 ist eine historische Chance, die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu erhalten. Aktuell verhandeln über 190 Staaten über Schutzgebiete, Zielvereinbarungen und Kontrollmechanismen. Gestritten wird am 14. Dezember, dem Finance Day der COP15, auch über Geld. Dabei wissen wir längst: Nicht Handeln wäre teurer.

Ein Bericht des Weltwirtschaftsforums hat schon 2020 gezeigt: Mehr als die Hälfte der weltweiten Wertschöpfung ist mäßig oder stark von Ökosystemdienstleistungen abhängig und daher durch den Verlust von Biodiversität gefährdet.

Das bedeutet, dass der Verlust der Natur die wirtschaftliche und die finanzielle Stabilität unserer Gesellschaft ernsthaft bedroht. Und diese Bedrohung ist akut: 83 Prozent der wildlebenden Säugetiere und 50 Prozent der Pflanzen sind bereits vom Aussterben bedroht.

In dieser Bedrohung steckt auch eine Chance. Ein Bündnis von über 300 Firmen und Finanzinstituten hat errechnet: Die Wirtschaft umweltfreundlich umzukrempeln könnte bis 2030 neue Geschäftsmöglichkeiten in Höhe von 10 Billionen US-Dollar und 395 Millionen Arbeitsplätze schaffen. Sie fordern daher, dass auf der Weltnaturkonferenz Unternehmen verpflichtet werden, die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Natur offenzulegen. Diese Transparenz ist nämlich der erste Schritt, damit Geld gezielt in den Erhalt der Natur gelenkt werden kann.

Öffentliche und private Investitionen müssen sich ändern

Auch der NABU fordert auf der Weltnaturkonferenz bessere Regeln, um Wirtschaft, Finanzen und Natur in Einklang zu bringen:

  • Öffentliche und private Finanzströme müssen so umgeleitet werden, dass der Verlust der Biodiversität bis 2030 gestoppt ist
  • Es braucht einen klaren Standard für umweltverträgliche Wirtschaftsaktivitäten und eine Berichtspflichten für Unternehmen und Finanzinstitutionen
  • umweltschädigende Subventionen und Anreize müssen abgebaut werden

Denn aktuell gibt es eine Schieflage: Weltweit kommen auf 10 Milliarden Dollar private Gelder für den Artenschutz 2600 Milliarden Dollar naturschädliche Investitionen. Das zeigt die Süddeutsche Zeitung in einem Bericht. Bei öffentlichen Geldern sieht es nicht viel besser aus: Ambitionierten Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt stehen eine halbe Billion Dollar umweltschädliche Subventionen gegenüber. Das ist nicht nur widersprüchlich, es hat auch ernsthafte Konsequenzen für unsere natürliche Lebensgrundlage.

Wie viel Geld bräuchten wir, um die Biodiversität zu schützen? 

Laut Zahlen der Nature Conservancy standen im Jahr 2019 zwischen 124 und 143 Milliarden US-Dollar zum Schutz der Biodiversität zur Verfügung. Um den Rückgang der biologischen Vielfalt bis 2030 umzukehren, müssen wir in den nächsten zehn Jahren weltweit jedes Jahr zwischen 722 und 967 Milliarden US-Dollar aufwenden.  Das bedeutet, dass die Finanzierungslücke bei der biologischen Vielfalt durchschnittlich circa 711 Milliarden US-Dollar pro Jahr beträgt. Um diese Lücke zu schließen, reichen öffentliche Gelder nicht aus, auch der private Sektor muss viel stärker einbezogen werden.

Die gute Nachricht: Wir können die Lücke für weniger als ein Prozent des jährlichen globalen Bruttoinlandprodukts schließen. Zum Vergleich: Das ist weniger, als die Welt in einem Jahr für Zigaretten oder für Softdrinks ausgibt. Klingt machbar, oder?

Diesen Beitrag teilen:

1 Kommentar

sc

01.04.2023, 16:06

2023 werden mit zwei wichtigen Konferenzen wesentliche Meilensteine zur Transformation in ein wirklich nachhaltiges Wirtschaftssystem der Postwachstums-Ära gesetzt: Beyond Growth 15.-17.5. in Brüssel mit über 100 renommierten Redner*Innen https://www.beyond-growth-2023.eu/ und die 9. Internationale Degrowth Konferenz in Zagreb 29.8.-2.9. https://odrast.hr/ - Reboundeffekte machen grünes Wachstum zu einem unrealistischen Irrweg.

Kommentare deaktiviert

%d Bloggern gefällt das: