Mai 2016 Beiträge

Nach Paris ist vor Marrakesch – Klimakonferenz in Bonn

Am Donnerstag, den 26. Mai, ist in Bonn nach zehntägigen Verhandlungnen die erste UN-Konferenz des Klimarahmenabkommens nach Paris zu Ende gegangen. Der Verlauf der Verhandlungen war – wie immer – langsam. Aber die  Stimmung war anders als zuletzt in Bonn: Die Verhandlungen waren nun davon geprägt, dass die Ziele aus Paris in die Umsetzung kommen.

Klimakonferen in Bonn. Bild: Sebastian Scholz

Klimakonferenz in Bonn. Bild: Sebastian Scholz

Das wichtigste Ziel, das es zu erreichen gilt, ist die Begrenzung der globalen Erderwärmung auf deutlich unter 2°C und besser noch auf 1,5°C. Nach derzeitigen Stand reichen die Klimaschutzziele aller Staaten gerade mal um die Erderwärmung auf 2,7 bis 3,6°C zu begrenzen. Gleichzeitig vergeht kaum ein Monat, der nicht als der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gilt. Die Chancen, dass im Jahr 2016 bereits eine globale Erwärmung von 1,3°C erreicht wird, stehen beängstigend gut. Um so wichtiger ist, dass nun schnell die Weichen gestellt werden und die Klimaziele anghoben werden.

Das Pariser Klimaabkommen tritt als Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls erst ab 2020 in Kraft. Deshalb ist bis dahin Good Will und viel Verhandlungsgeschick auf internationalem Parkett nötig. Wenn die 1,5°C-Zielmarke nicht in weite Ferne rücken soll, muss schon 2018 die erste Runde zur Nachbesserung der nationalen Klimaziele stattfinden und nicht erst im Jahr 2023. Und das heißt natürlich auch für die Bundesregierung, dass sie handeln muss.

Im November trifft sich die Staatengemeinschaft erneut in Marrakesch. Bis dahin müssen sich die Pariser Klimaziele endlich auch in nationaler Politik widerspiegeln. Dass heißt wir müssen unsere Klimaziele bis 2050 nachschärfen und den Treibhausgasausstoß um mindestens 95 Prozent mindern. Dazu brauchen wir einen Klimaschutzplan bis 2050 der entsprechend ambitioniert ausgestaltet ist und klare Ziele für jeden Sektor benennt und mit Maßnahmen hinterlegt. Auch die Begrenzung des Ausbaus der erneuerbaren Energien – wie es derzeit in der Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes diskutiert wird – ist kontraproduktiv um die Klimaziele zu erreichen. Und Schließlich muss sich die Bundesregierung auch dafür einsetzen, dass die EU schnellstmöglich die Klimaziele bis zum Jahr 2030 anhebt.

 

 

Modern und naturverträglich – Neue Strommasten

Freileitung oder Erdkabel? Diese Frage beim dringend benötigten Netzausbau hat sich seit Jahresbeginn zumindest für die großen Nord-Süd-Gleichstromleitungen zugunsten der Verkabelung entschieden. Doch für die Energiewende müssen auch zahlreiche kürzere Hoch- und Höchstspannungstrassen modernisiert und ausgebaut werden. Die Teilverkabelung ist natürlich möglich, aber rechtlich beschränkt. Außerdem gibt es zahlreiche Gebiete, in denen die Verlegung erhebliche Eingriffe bedeuten kann und eine Freileitung das geringere Übel darstellt.

Grafik: 50Hertz Transmission

Grafik: 50Hertz Transmission

Zumindest in der Forschung sieht man inzwischen nicht mehr nur schwarz-weiß. Denn einiges spricht dafür, dass Strommasten von Freileitungen heute nicht mehr so aussehen müssen, wie vor 80 Jahren. Die typische Stahlgitterbauweise in Tannenbaumform (Donaumasten oder Tonnenmasten) oder als “T“ auf einer Ebene hat sich bis heute tatsächlich kaum verändert. Inzwischen besteht jedoch zu Recht ein anderer Anspruch an unser Landschaftsbild, dass ohnehin zusehends technisierter wird: Monotone Felder mit verschwindenden Wiesen, Hecken und Alleen sowie Straßen, Gewerbegebiete, Windparks und weithin sichtbare Stromleitungen prägen unsere Umwelt.

In einigen Ländern Europas wie Dänemark, Island, UK und Frankreich sind bereits neuartige Strommasten in der Entwicklung oder im Betrieb. Auch in Deutschland sollen nun beim laufenden Netzausbauvorhaben an der Westküste Schleswig-Holsteins vom zuständigen Netzbetreiber TenneT abschnittsweise moderne Vollwandmasten eingesetzt werden. Der im Norden und Osten Deutschlands zuständige Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz hat mit einem Projektkonsortium nun ein technisch neuartiges und kompaktes Freileitungsdesign mit niedrigeren Masten in schmalerer Trasse entwickelt.

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Herkömmliche Übertragungsleitung mit Donaumasten, Foto: Eric Neuling

EU will Atomkraft fördern und alle so: WAS?!?

Wir schreiben das Jahr 30 nach Tschernobyl und 5 nach Fukushima und wir lesen fast wöchentlich von Nachrichten über Beinahe-Katastrophen und vorgetäuschte Wartungsarbeiten in Atomkraftwerken. In Deutschland ist der Atomausstieg besiegelt und niemand will das hierzulande noch ändern. Bis im Jahr 2022 die letzten deutschen Meiler vom Netz gehen, muss natürlich für deren Sicherheit gesorgt sein. Aber nicht nur hierzulande braucht es Klarheit über das Ende der Atomkraft. Denn was hilft der nationale Alleingang beim Ausstieg, wenn die grenznahen Reaktoren wie zum Beispiel Tihange, Doel oder Fessenheim jenseits von allen vernünftigen Sicherheitsstandards weiter betrieben werden?

Atomkraftwerk Tschernobyl - Foto: Denis Avetisyan/Fotolia

Atomkraftwerk Tschernobyl – Foto: Denis Avetisyan/Fotolia

Sicherheit würde nur die Überarbeitung des noch von Uralt-Kanzler Adenauer unterzeichneten EURATOM-Vertrags bieten, der regelt, dass jeder Staat in Europa autonom über die Nutzung von Atomkraft entscheiden kann. Stattdessen nimmt die EU-Kommission ausgerechnet diesen Vertrag von 1957 als Grundlage für den Ausbau der Förderung der Atomkraft: Die technologische Vorherrschaft in diesem Sektor müsse verteidigt werden, dazu sollen Investitionen erleichtert und die Forschung an der Atomkraft gefördert werden.

Schon verrückt: Wir erleben, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien längst das preisliche Niveau von fossilen Energieträgern erreicht hat. Außerdem versuchen die ehemals mächtigen Energiekonzerne – der Pleite nahe – sich aus der wahrscheinlich teuer werdenden Verantwortung für die Nachsorge der Atomkraft heraus zu kaufen. Die EU-Kommission scheint vor alledem die Augen zu verschließen. Statt einer Überarbeitung des EURATOM-Vertrags und einer EU-weiten Förderung naturverträglicher erneuerbarer Energien macht sie das Gegenteil.

Wir fragen uns einhellig: Was? / *kopfschüttel* / *kopfklatsch* / *facepalm*

Ende im Gelände…

Überall dort, wo Menschen Kohle fördern, wird Natur und Landschaft zerstört. Im Namen einer sicheren Energieversorgung fräsen sich Schaufelradbagger durch die deutschen Braunkohlereviere bei Köln, Cottbus, Leipzig und Helmstedt. Wälder werden abgebaggert, Erdschichten umgelagert, Feuchtgebiete trockengelegt und ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Zerklüftete Landschaften sind die Folge sowie eine atemberaubende Luftverschmutzung. Bisher wurde all dies in Kauf genommen, damit Deutschland führend bei der Braunkohle-Produktion ist. Denn in den Revieren der Braunkohletagebaue und –Kraftwerke sichert diese Industrie Arbeitsplätze, lokale Wertschöpfung und Wohlstand – doch die Stromerzeugung mittels Kohle ist nicht länger tragbar.

Braunkohle ist der schmutzigste Energieträger und ihr Abbau hat fatale Folgen. Hier: Tagebau Welzow - Foto : NABU/E. Neuling

Braunkohle ist der schmutzigste Energieträger und ihr Abbau hat fatale Folgen. Hier: Tagebau Welzow – Foto : NABU/E. Neuling – Foto : NABU/E. Neuling

Die Zeiten stehen auf Energiewende – für die Braunkohle gibt es schon lange keine Zukunft mehr und das zu Recht. Es ist nicht die böse Energiewende, die schuld ist am Ende des Kohlezeitalters. Während politisch langsam aber sicher der Rückzug aus den fossilen Brennstoffen und ein „Kohlekonsens“ angepeilt werden, setzen sich neue Technologien durch, die zu einer sauberen und flexiblen Energieinfrastruktur führen.